Prakrit

Prakrit, allgemeiner Name der ältern indischen Volkssprachen, s. v. w. gemein, vulgär, nach den indischen Grammatikern s. v. w. abgeleitet, d. h. aus dem Sanskrit, der heiligen Sprache, entstanden. In der That sind die Prakritsprachen unverkennbar Töchter des ((Sanskrit)), von dem sie sich nur durch abgeschliffene Formen, durch Verlust und Neubildung gewisser grammatische Beugungen unterscheiden. Je nach der Gegend, in der sie gesprochen wurden, führen sie verschiedene Namen, wie Maharashtri, Aauraseni, Magadhi etc., wurden aber schon früh aus Volkssprache zu grammatisch fixierten Schriftsprachen und dadurch einer weitern Umbildung entzogen, während im Munde des Volkes die Sprache noch starke Veränderungen erfuhr, wodurch die zahlreichen lebenden Sprachen, wie ((Hindi)), Bengali etc., entstanden (s. Indische Sprachen).

Die Hauptquelle für die Kenntnis des P. sind die indischen Dramen, in denen die Frauen und Personen niedern Standes sich des P. bedienen, während die Könige, ((Brahmanen)) etc. ((Sanskri))t sprechen. Ein großes erzählendes Kunstgedicht, „Ravanavaha“ betitelt, wurde herausgegeben von Goldschmidt (Straßb. 1880); weniger bekannt ist bisher das P. der Dschainasekte, dem unter anderm eine von Jacobi („The Kalpasûtra of Bhadrabahu“, Leipz. 1879) herausgegebene Biographie des Stifters der Dschainalehre angehört.

Eine Grammatik des P. lieferte Lassen („Institutiones linguae prakriticae“, Bonn 1837), Beiträge zur Grammatik des Dschainaprakrit E. Müller (Berl. 1876). Die alte indische Grammatik des P. von Hemacandra gab Pischel in Text und Übersetzung heraus (Halle 1877-80, 2 Bde.). Ein Handbuch des wichtigsten der Prakritdialekte lieferte Jacobi in „Ausgewählte Erzählungen in Maharashtri“ (Leipz. 1886).